In einigen Disskusionen auf Facebook wurde nach einigem hin und her über die Pros und Kontras von ein- und mehrzügigen Grundschulen nach Studien gefragt, die einzelne Thesen untermauern würden. Ich fasse hier einmal zusammen, was meine bisherigen Recherchen zu diesem Thema ergeben haben:
Im Oktober 2017 wurde im Rat der Stadt Porta anlässlich des Beschlusses zur Sanierung der Grundschulen wieder einmal behauptet, dass die Schliessung einzügiger Grundschulen aus pädagogischen Gründen zwingend geboten sei. Ich entschloss mich damals, bei den Machern der IQB-Bildungstrend-Studie nachzufragen, ob sie verläßliches Zahlenmaterial zu diesem Theam vorliegen hätten. Ich erhielt folgende Antwort:
Sehr geehrter Herr Weichert,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Im Bericht des IQB-Bildungstrend 2016 sind bislang noch keine Analysen enthalten, die Aufschluss über den Zusammenhang zwischen erreichten Kompetenzen und Schulgröße geben. Im Rahmen weiterführender Analysen in der nächsten Zeit könnten solche zusätzlichen Fragestellungen jedoch in Angriff genommen werden.
In der Zwischenzeit möchte ich Ihnen das Buch von John Hattie „Visible Learning“ (in deutscher Veröffentlichung „Lernen sichbar machen“) empfehlen, in dem ein zusammenfassender Überblick von sehr vielen Studien zu Einflussgrößen auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern enthalten ist, darunter auch die Schulgröße.
Überblicksartige Informationen dazu finden Sie z.B. auch hier:
http://www.zukunftsschulen-nrw.de/cms/front_content.php?idart=1578
Mit freundlichen Grüßen aus dem IQB
XXXXX XXXXX
Soviel zum Stand der „empirischen Bildungsforschung“ in Deutschland – sie kann uns da nicht weiterhelfen. In der Zwischenzeit können wir aber die Hattie-Studie (https://visible-learning.org/de/hattie-rangliste-einflussgroessen-effekte-lernerfolg) heranziehen und mal schauen was sie uns bietet:
Die Schulgröße wird dort mit einen Einflussfaktor von 0,43 als Nr. 59. in der Rangliste aufgeführt. Zum Vergleich: Der einflussreichste Faktor auf den Bildungserfolg hat einen Einflussfaktor von 1,44. Die Größe einer Schule als einen ausschlagebenen Faktor für den Bildungserfolg zu sehen, ist somit schlichtweg nicht haltbar.
Niemand kann bestreiten, dass bei der Bildung größerer Schulen Synergieeffekte entstehen. Aber was diese Synergieeffekte bewirken und ob und wie sich diese Synergieeffekte auf den Bildungserfolg einer Schule auswirken ist unklar und an der Grenze zur Nachweisbarkteit.
Wenn von den Befürwortern des Rot/Grünen Ratsbeschlusses immer wieder von „pädagogischer Notwendikeit“ gesprochen wird, so lässt sich nach der Lektüre der Hattie-Studie diese „Notwendigkeit“ nur als kühne Behauptung ohne Substanz bezeichnen.
Volker Weichert
https://www.zukunftsschulen-nrw.de/cms/front_content.php?idart=1578